1. Erste Analyse: Was ist tatsächlich passiert?
Wenn Sie den Verdacht haben, Opfer eines Ransomware-Angriffs geworden zu sein, zählt jede Minute. Der erste Schritt ist immer eine Bestandsaufnahme:
- Was ist genau geschehen – welche Systeme oder Daten sind betroffen?
- Ist der Angriff beendet oder sind die Täter noch aktiv im System?
- Sind noch Kommunikationskanäle oder Server kompromittiert?
Diese Fragen lassen sich nur in enger Zusammenarbeit mit erfahrenen IT-Sicherheitsdienstleistern beantworten. Wichtig ist, Beweise zu sichern, etwa Logfiles oder betroffene Datensätze, um sowohl technische als auch rechtliche Schritte vorzubereiten.
2. Sofortmaßnahmen zur Eindämmung
Parallel zur Analyse sollten Sie prüfen, ob Sicherheitslücken geschlossen werden können. Typische Sofortmaßnahmen sind:
- Trennung betroffener Systeme vom Netzwerk, um weitere Datenabflüsse zu verhindern,
- Einspielen aktueller Sicherheitsupdates,
- Prüfung auf mögliche „Backdoors“ oder noch aktive Schadsoftware.
Durch schnelles Handeln lässt sich oft verhindern, dass der Schaden weiter anwächst.
3. Risikobewertung und mögliche Folgen
Ein zentraler Bestandteil des Vorfallsmanagements ist die Einschätzung der Risiken. Typische Szenarien sind:
- Datenabfluss – etwa von Kunden- oder Mitarbeiterdaten,
- Verlust sensibler Unternehmensinformationen,
- PR-Krisen oder Reputationsschäden durch öffentliche Bekanntmachung.
Dabei sollten Sie auch prüfen, ob Daten bereits im Darknet angeboten werden oder in einschlägigen Foren auftauchen. Ein Social Media Monitoring kann helfen, Hinweise auf veröffentlichte Informationen frühzeitig zu erkennen.
4. Zusammenarbeit mit Behörden
Grundsätzlich empfiehlt es sich, Anzeige bei der zuständigen Polizei oder Staatsanwaltschaft zu erstatten – insbesondere bei den spezialisierten Zentralstellen zur Bekämpfung von Cybercrime (ZAC). Diese Behörden können bei der Beweissicherung unterstützen, auch wenn Sie keine allzu weitreichende Hilfe erwarten sollten. Die Einbindung der Strafverfolgungsbehörden ist dennoch ein wichtiges Signal, auch gegenüber Versicherern und Geschäftspartnern.
5. Rechtliche Pflichten: Melde- und Informationspflichten
Ein Ransomware-Angriff hat oft datenschutzrechtliche Konsequenzen. Wenn personenbezogene Daten betroffen sind, besteht nach der DSGVO grundsätzlich eine Pflicht zur Meldung an die Datenschutzaufsichtsbehörde innerhalb von 72 Stunden. Diese Frist läuft auch an Wochenenden.
Außerdem muss geprüft werden, ob betroffene Personen informiert werden müssen. Das ist dann erforderlich, wenn ein „hohes Risiko“ für deren Rechte und Freiheiten besteht. Ziel muss daher sein, durch rasche technische und organisatorische Maßnahmen dieses Risiko zu reduzieren – etwa durch Sicherungssysteme oder nachträgliche Verschlüsselung. Wenn das Risiko auf ein normales Maß gesenkt werden kann, entfällt häufig die Pflicht zur Kundenbenachrichtigung.
In vielen Fällen ist es sinnvoll, sich rechtlich unterstützen zu lassen – etwa durch einen Externen Datenschutzbeauftragten, der die Kommunikation mit der Aufsichtsbehörde koordiniert und bei der Risikoabschätzung hilft.
6. Kommunikation und Krisenmanagement
Ein Ransomware-Angriff kann schnell zu einem Reputationsproblem werden. Eine sorgfältig vorbereitete Kommunikationsstrategie ist daher entscheidend. Überlegen Sie frühzeitig:
- Wie informieren wir intern und extern über den Vorfall?
- Welche Botschaft vermitteln wir Kunden, Partnern und Medien?
- Wie vermeiden wir Panik, ohne Transparenz zu verlieren?
Auch Social-Media-Monitoring und abgestimmte Pressemitteilungen gehören dazu. Ein wohlüberlegtes Krisenmanagement kann entscheidend dabei helfen, das Vertrauen aufrechtzuerhalten.
Fazit: Schnelles, strukturiertes Handeln reduziert den Schaden
Wenn Sie Opfer eines Ransomware-Angriffs werden, sind die ersten Stunden entscheidend. Arbeiten Sie eng mit technischen Spezialisten und rechtlichen Beratern zusammen, um Beweise zu sichern, Risiken zu bewerten und rechtliche Pflichten fristgerecht zu erfüllen. Und denken Sie daran: Die Vorbereitung auf den Ernstfall – etwa durch ein funktionierendes IT-Sicherheits- und Datenschutzmanagement – ist der beste Schutz, um im Notfall souverän zu reagieren.
